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Startseite Blog Generisches Maskulinum – perfekt zum Gendern?!

Generisches Maskulinum – perfekt zum Gendern?!

  • 1. November 2024
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Kein Weg führt am Gendern vorbei und dabei zielstrebig in eine Sackgasse! Geschlechter-gerechter formulieren ist längst nicht nur an Unis üblich: Auch die Augsburger Allgemeine hat entschieden, sanft zu gendern. Ein generisches Maskulinum reicht offensichtlich nicht mehr, es muss die Beidnennung her.

Wie absurd das ist – und auch wie hochgradig unnötig –, erfährst du in diesem Essay. Ich bin nämlich tief eingetaucht ins Thema Gendern und habe es eingehend von beiden Seiten her beleuchtet. Eine musste aus Gründen der Logik, Effizienz und Gerechtigkeit weichen.

Und ich bin sogar auf eine Lösung gekommen! Sie nennt sich das inklusive Substantivum. Wie das wohl aussehen könnte?

Hinweis: Diesen Text habe ich ursprünglich im November 2021 auf Auxkvisit veröffentlicht. Du liest hier eine überarbeitete Version.

Vorab: Wer hier schreibt 

Wenn du hier das erste mal liest und erst wissen willst, mit wem du es hier zu tun hast: Ich bin Miriam, [zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung] 41, habe Kommunikationsdesign studiert und arbeite mittlerweile als Kreativdirektorin in einer Augsburger Werbeagentur. Ich bin unverheiratet, habe keine Kinder, und noch nicht mal eine Katze. All das waren teilweise bewusste Entscheidungen, teilweise ist es einfach so gekommen. Ich bin damit ganz zufrieden und lebe mein Leben als – wie ich meine – recht moderne Frau.

Oft genug mache ich mir Gedanken darum, wie es sich heute als Frau so lebt. Dabei habe ich das Rollenverständnis von Mann und Frau ständig im Blick – vor allem das archetypische Grundgerüst dahinter. Die Phänomene „Mann“ und „Frau“ sind für mich absolut gleich bedeutsam und gleich wichtig, das eine kann nicht ohne das andere. Immerhin wäre das eine ohne das andere gar nicht erst entstanden! Insofern ist es in meiner Welt selbstverständlich und natürlich, allen Geschlechtern mit demselben Respekt zu begegnen.

Was dafür derzeit jedoch im Namen der Moralität mit Sternchen und Doppelpunkten veranstaltet wird, hat für mein Empfinden mit Respekt nichts mehr zu tun: Es ist das bekannte Problem aus dem Verhaltensspektrum des sogenannten Virtue Signalling: Man macht etwas, weil man meint, man müsste es, weil es das angeblich einzig richtige wäre. Ob es das effektiv auch ist, hat man aber gar nie in Erfahrung gebracht.

Man macht nur mit, weil es alle machen.

… und die haben ja immer recht, eh?!

Wie gefährlich so ein Verhalten ist, wissen wir doch eigentlich alle! Sein hübsches Köpfchen ausschalten, nur damit man in der Menge nicht unangenehm heraussicht, will doch eigentlich keiner! Warum tun es beim Gendern aber so viele?

Allermeistens leider doch, weil sie keine Ahnung haben.

Wieso labert jeder mit?

Das Ärgerlichste in der Diskussion ums Gendern ist, dass selten Menschen beteiligt sind, die aus dem Fachbereich der Sprache kommen. Freilich die feministische Linguistik ist fleißig vertreten, was kaum erstaunt, unterstreicht sie doch mit der Gender-Sprache ihre eigene Ideologie. Wer die Klappe am meisten aufreißt, sind meistens Leute, die irgendwie aus dem Uni-Kontext kommen, allen voran die Geisteswissenshaften.

Wieso meint plötzlich jeder Soziologie-Student, er hätte eine Ahnung von Sprache?

Ist das nicht schon disziplinäre Aneignung?

Andere Fachbereiche lässt man doch auch in Ruhe und gesteht den Physikern oder Kunsthistorikern ein, dass sie ihre eigene Expertise haben.

Ich frage mich: Wo bleibt der Aufschrei der Leute, die wirklich Ahnung haben? Wieso habe ich noch nie etwas von einer Aktion von Deutschlehrern mitbekommen, die Rabatz dagegegen machen, dass sie nicht mehr vernünftig unterrichten können?

Wie ein weiblicher Schriftsteller dieses Problem durchleuchtet

Schriftsteller und Feminist Nele Pollatscheck, die sich selbst bewusst so nennt, bringt perfekt auf den Punkt: Gegenderte Sprache ist sexistisch! Mehr dazu hörst du in diesem Interview. 

Nele verweist auf unterschiedliche historische Zusammenhänge und macht damit leicht verständlich, dass die vermeintlich maskuline Form mit dem „-er“ am Ende eines Wortes natürlich (!) auch zu den Berufsbezeichnungen der Frauen passt.

Das „-in“ hingegen ist nur ein Anhängsel. Zum Beispiel war die „Bäuerin“ ewig nur „die Frau des Bauern“ – und nicht selbst ein Bauer. Angela Merkel hätte somit besser damit getan, sich schlicht als „Kanzler“ zu bezeichnen. So wie Maggie Thatcher „Prime Minister“ war und keine „Prime Ministress“.

In England macht man es eben genau so: „Actresses“, dezidiert weibliche Schauspielerinnen, wollten im Zuge des Feminismus lieber als „Actor“ wie ihre männlichen Kollegen bezeichnet werden. Der Appendix „-ess“ hat, nun ja, etwas Mätr-essenhaftes. Man denke im Deutschen nur an den Unterschied zwischen einer Masseurin und einer Masseuse …

Warum vermeintlich neutrale Formulierungen Bullshit sind

Aber wir brauchen ja gar kein „-in“ hinten dran! Wir können es ja super elegant machen und einfach Partizip-Formen verwenden: Die Lesenden, die Zuhörenden, die Studierenden. Das geht doch auch, oder? Machen heute doch soooooo viele!

Und wieder ein perfekter Beweis dafür, dass das, was die meisten machen, überhaupt kein Beweis dafür ist, dass das richtig ist.

Wer hat damals in Deutsch nicht aufgepasst, dass „die Studierenden“ nunmal kein Substantiv ist? Es ist nur ein substantiviertes Partizip. Die Studierenden können natürlich einem Dozenten lauschen, aber wenn die Studierenden in einer Kneipe saufen, sind es die Saufenden – und nicht länger die Studierenden. Wie dumm die Formulierung ist, sollte einem spätestens bei Aussagen wie „die exmatrikulierten Studierenden“ auffallen.

Ich fürchte leider, dass den Menschen im Lauf der letzten Jahre das sprachliche Feingefühl bereits erfolgreich abtrainiert worden ist.

Die Macht der Wiederholung lässt einen eben auch Lügen glauben.

Ich als Studierende & Layoutende im Kampf gegen komische Gender-Formen

Als ich 2001 zu studieren begann, hatte ich kein Problem damit, als „Student“ bezeichnet zu werden. Warum auch? Meine Kommilitoninnen übrigens auch nicht. (Wer zeigt nun mit dem Finger auf mich und entzürnt sich, dass ich offensichtlich selbst „Kommilitoninnen“ verwende? Nun: Weil es in diesem expliziten Fall konkret und einzig um Frauen geht!)

Als im Laufe der Jahre immer mehr und mehr von „Studenten und Studentinnen“ die Rede war, mussten ausgerechnet wir Studentinnen kichern: Was soll denn bitte diese geschwollene Sprache, die extra Hervorhebung? Nicht wenige – auch ich! – fühlten sich glatt bevormundet. Als wäre es besonders, dass wir Frauen studieren, als wären wir vielleicht nicht fähig?! Hallo, wir waren mitten im Studium! Für uns war das das Normalste der Welt!

Für uns selbstbewusste junge Frauen war das aufkommende Gendern Anfang der 2000er absolut eine Rolle rückwärts.

Wir Studentinnen hatten also überhaupt kein Problem mit dem generischen Maskulinum. Ein Problem wurde aber immer mehr und mehr draus gemacht und so lange mit unterschiedlichsten Schreibweisen herumexperimentiert, bis die Doppel-Nennung zum kleinsten Problem wurde: Student/innen, Student*innen, Student_innen, Student:innen … Ja, was denn bitte noch?

Wenige Jahre später sah ich mich im Berufsalltag mit typographischen Herausforderungen konfrontiert, die wir im Studium gar nicht erst gelernt hatten. Es gibt bis heute kein verbindliches Regelwerk für die gender-gerechte Schreibweise. Zum Beispiel, wie und wo richtig getrennt wird: Wo gehört da bitte der verdammte Trennstrich hin?

WIE TRENNT MAN LEHRER/-INNEN? (DIESE SCHRÄGSTRICH-MINUS-INNEN-LÖSUNG WAR UM 2010 HERUM TOTAL ENVOGUE. HEUTE SIND MEHR STERNCHEN WOKE.

Da ich meinen Job als Dienstleistung sehe, habe ich kein Problem damit, solche Aufgaben im bestmöglichen Sinne für den Kunden zu lösen. Und auch wenn ich selbst überhaupt kein Fan von Gender-Schreibweisen und Doppelnennungen bin, weise ich meine Kunden darauf hin, wenn mir auffällt, dass sich irgendwo eine „falsche Form“ in ihrem Manuskript versteckt hat. Denn selbst bei den akribischsten Gender-Befürwortern rutscht bei ellenlangen Texten auch mal ein Generisches Maskulinum durch. Selbst die, die es wissen müssten und am meisten wollen, kommen nicht gegen die Macht des Gewohnten an. Warum versuchen sie es dann überhaupt erst?

Alles eine Macht der Gewohnheit?

„Ach, Miriam. Die andren gendern mittlerweile, weil sie es kapiert haben – und du halt nicht!“ Gut, dann bin ich gerne dumm. Denn als solches wird man ja gerne hingestellt, wenn man sich gegens Gendern ausspricht.

Wo wir schon beim Thema sind: Sind nicht eher die dumm, die gendern, ohne sich auch nur einmal gefragt zu haben, was sie da überhaupt machen?

Ich selbst habe also einige Wochen und Monate das Gendern eingehend studiert: Woher kommt überhaupt der Anspruch, das zu tun? Warum sollte man es machen, welche Grundlagen gibt es dafür? Wie macht man es richtig, beim Schreiben, beim Sprechen? Und wo gehört nun bitte der verdammte Trennstrich hin?

Ja, echt: Ich selbst hab mal fleißig gegendert!

2019 bin ich in Richtung Feminismus abgetaucht. Lustigerweise wegen einem Mann, in den ich verknallt war, aber das ist eine komplett andere Geschichte.

Ich besorgte mir auf seine Tipps hin passende Literatur zum Einstieg und tauchte tief ein: Julia Korbik und Margarete Stokowski lieferten mir in den folgenden Wochen meine Lieblingslektüre, und die Bücher sind ja auch wirklich schön gestaltet, dass es mir Spaß gemacht hat, mich mit ihnen intensiv auseinanderzusetzen. Mit einer Kollegin und zwei weiteren Frauen traf ich mich; die Kollegin nannte es begeistert den feministischen Stammtisch, nach dem sie sich all die Jahre gesehnt hatte. Wir philosophierten herum, und hach, war alles ein Spaß! Hätte man mich in dieser Zeit gefragt, ob ich Feministin bin, hätte ich ihm ein entrüstetes „Ja, klar!“ vor den Latz geknallt.

Innerhalb kürzester Zeit begann in gegenderter Sprache zu denken. Ich erinnere mich bis heute an den Moment, als ich kurz nach dem Aufwachen –oder war es doch vorm Einschlafen? Jedenfalls ein Moment, in dem das Hirn nicht ganz da ist – plötzlich hochschreckte: „Ich bin doch eine Menschin!!! Verdammt nochmal, warum gibt es das Wort nicht?“ 

Rummstataaa, es war soweit! Im Unterbewusstsein hatte sich die ganze Gender- Theorie bereits eingebuddelt und festgesetzt. Sie werkelte nonstop fleißig weiter, 24 Stunden am Tag, sogar im Halbschlaf. Und das schon nach wenigen Tagen! Ich will gar nicht wissen, was bitte bitte in den Gehirnen abgeht, die sich noch länger damit beschäftigen …

Die „Macht der Gewohnheit“ funktioniert ja in jede Richtung: Ist erst einmal etwas etabliert, hält das Gehirn panisch daran fest. Das spart nämlich ganz einfach Energie (dazu hier ein spannendes Interview mit Hirnforscher und Philosoph Gerhard Roth). Kein Wunder also, dass immer weiter und wilder gegendert wird: Denn die, die es längst tun, haben sich total verrannt in der Annahme, Gendern wäre richtig.

Die wenigsten Menschen können sich Fehler eingestehen, denn dazu gehört viel Mut. Niemand will seine eigene Unzulänglichkeit anerkennen oder dass sein Weltbild ins Wanken kommt. Das betrifft natürlich auch die Gender-Wissenschaftler.

Dabei ist Selbstkorrektur vor allem in der Wissenschaft so wichtig. Den Mut dazu beweisen leider die Wenigsten, und interessanterweise nochmal weniger Männer als Frauen. Hier steht eben die eigene Reputation auf dem Spiel! Wer gibt da gerne zu: „Oh sorry, ich hab mich geirrt! Meine neusten Ergebnisse zeigen: Zurück auf Anfang, zum Nullpunkt! Wir brauchen was Neues.“

Abgesehen davon, dass Untersuchungen immer unter der Beeinflussung der sie Untersuchenden stehen: Wer gewisse Ergebnisse haben will, wird sie auch bekommen. Ungeachtet zu zusätzlich irgendwelchen Lobbys im Hintergrund: Dass Forscher alleine schon mit ihrem Denken, mit ihrer Einstellung, mit ihrem Bewusstsein einen nicht unwesentlichen Einfluss aufs Ergebnis haben, ist nicht nur in der Quantenphysik bekannt – sondern reine Psychologie. Wirklich gute Wissenschaftler müssen sich von ihren Vorstellungen und ihrer Voreingenommenheit lösen. Sonst schaffen sie kein Wissen, sondern Ideologien.

Gendern klappt auch nicht, wenn man mit der Moralkeule darauf pocht

Diese Menschin hier hat sich nach einiger Zeit intensivster Beschäftigung mit Feminismus und Gender-Sprache eingestehen müssen, dass es mit dem Gendern nicht klappt. Denn es wird niemals vollumfänglich funktionieren, wir werden das Gendern unmöglich meister*innenlich hinbekommen. Denn sieh, lieber Mensch: Wir müssten entsprechend auch alle Adjektive und Adverbien anpassen. Das geht einfach nicht! Wenn wir das aber nicht machen, ist Gendern total inkonsistent. Dann können wir es doch gleich ganz bleiben lassen.

Wobei: Manche schaffen es dann doch …

Gendern Note 1, in Deutsch ein 6

Vor Kurzem habe ich mir ein Fachbuch gekauft: „Design ist mehr als schnell mal schön“ von Maren Martschenko. Der Buchladen musste es bestellen; frisch verschweißt kam es extra für mich an. Als ich es abhole, stutze ich im Laden beim Anblick des Rückentextes: „Als Designerin oder Designer stellen Sie die Kundinnen und Kunden ihres Auftraggebenden ins Zentrum ihres kreativen Schaffens.“ Pleeease, what? Ich verstehe nur Bahnhof! „Die werden schon nicht im ganzen Buch so akribisch durchgendern!“, denke ich mir, und kaufe das Buch. Es kostet 35 Euro.

Nachdem ich daheim in einem stundenlangen Drama in fünf Akten die Folie abgeknibbelt habe, werde ich leider eines Besseren belehrt: Obwohl ich mich so auf das Buch gefreut hatte, schaffe ich es nur bis Seite 55. Zu mühsam, zu sperrig, das zu Lesen macht Kopfweh statt Spaß. Meistens habe ich in der Satzmitte schon wieder vergessen, wie der Satz überhaupt angefangen hat. Ich habe also 55 Seiten von einem Buch gelesen, auf das ich mich gefreut hatte und das ich wirklich verstehen wollte – und habe in diesen 55 Seiten nichts kapiert. Die Sachverhalte bleiben komplett auf der Strecke, und das alles im Auftrag für eine vermeintlich politisch korrekte Sprache. Denn Maren schreibt im Nachwort: 

„Wir, ich und der Verlag, haben intensiv darüber diskutiert, wie Gleichstellung gelingen kann, ohne dass die Lesbarkeit leidet. Es bleibt an manchen Stellen holprig, weil unsere Sprache hier noch Gestaltungsbedarf hat. Ich traue Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, zu, dass Sie darüber hinweg lesen und sich nicht davon abhalten lassen, Ihren eigenen Weg in die gestaltende Beratung zu gehen. Ich danke meiner Twittercommunity, die mir beim Finden geschlechtergerechter Worte half, wo kein Leitfaden mir Antworten geben konnte.“

Nein, liebe Maren: Ich kann unmöglich darüber hinweg lesen, ich schaffe es einfach nicht. Mein Gehirn ist auf Effizienz, Logik und Sinn gepolt. Wenn ich etwas lese, will ich Inhalte und kein Versuchskaninchen für irgendwelche sprachlichen Experimente sein.

Dass Menschen jeden Geschlechts Designer, Kunden oder Auftraggeber sein können, weiß ich selbst. Ich hatte gehofft, mir würde hier verraten, wie die Zukunft für gestaltende Berater bzw. beratende Gestalter nun aussieht. Wie meine berufliche Zukunft nun aussehen könnte: Keine Ahnung. Es tut mir leid, aber ich kann und will meine Lebenszeit und Geduld nicht für solche sinnlosen Satzungetüme aufbringen.

Dieses Buch hat durch die verwendete Sprache seinen Sinn komplett verfehlt.

Die permanente Beidnennung ist reine Kosmetik. Sie negiert darüber das Wesentliche, den Inhalt. Und schafft es nicht, ihn korrekt und konkret zu vermitteln. Alles im Auftrag einer vermeintlich politisch korrekten Sprache!

Zudem: Die Schreibweise ist noch nicht mal politisch korrekt, denn sie schließt das dritte Geschlecht konsequent aus! Hat ja super geklappt mit der Gleichstellung. Vielleicht habe ich aber auch nur irgendwo das Kleingedruckte übersehen:

„Im Sinne der besseren Unlesbarkeit haben wir uns für die feminine und maskuline Bezeichnung entschieden. Alle Menschen eines anderen oder gar keines Geschlechts dürfen sich aber auch gerne angesprochen fühlen.“

Dann hätte man auch gleich das Generische Maskulinum verwenden und dazuschreiben können, dass sich jeder angesprochen fühlen darf.

Die Sache mit dem „angesprochen fühlen“

Als die Forderung nach geschlechter-gerechter Sprache immer lauter wurde, war folgendes Kleingedruckte häufig üblich: „Im Sinne der besseren Lesbarkeit …blablabla … alle sind damit angesprochen.“

Das generische Maskulinum zu verwenden und in einem Vorwort darauf hinzuweisen, dass jedes Geschlecht gemeint sei, reiche aber bei Weitem nicht aus. Es sei immer noch ungerecht, monieren viele Feministinnen. Ihnen ist das generische Maskulinum als Abbild patriarchalischer Strukturen ein Dorn im Auge. Man müsse sich schon die Mühe machen mit der Sprache!

Die Feministinnen vergessen darüber, wofür das generische Maskulinum tatschlich steht: Es ist vollkommen und absolut geschlechtsneutral. Das schmeckt den Soziologinnen wohl wenig, oder sie wissen es tatsächlich nicht …

Das Generische Maskulinum meint sogar die Männer mit

Das generische Maskulinum ist – das wissen nur wirkliche Sprachexperten – sogar so neutral, dass selbst die Männer „nur mitgemeint“ sind! 

Wenn wir etwa von „den Designern“ sprechen, sind alle Geschlechter inkludiert. Ein Substantiv will einfach nur ausdrücken, dass Menschen Design machen und nicht, welches Geschlecht sie haben. Will man nun explizit die Frauen im Design-Bereich erwähnen, haben sie ihren eigenen Plural: Wir reden von den „Designerinnen“. Spräche man nur von Männern, sind es wiederum nur „die Designer“. Frauen haben also ihre eigene Pluralform, Männer nicht. Wer ist hier also bitte benachteiligt?

Ich kann gar nicht sagen, wie ich das kleine „PS:“ im Editorial vom „Schwarzdenker“ – eine Zeit-Streit-Schrift für Designer – gefeiert habe. Victoria Sarapina schreibt dort im Editorial:

„Verehrte Leser (nicht LeserInnen), ich sprechen Sie als kluge Köpfe an. Ich bin der Meinung, dass jede sprachliche Differenzierung des Geschlechts die deutsche Sprache sperrig macht und überflüssig ist.“

Dito. Und danke, Victoria! Solche Aussagen brauchen heute leider extra Standfestigkeit und verdienen daher besonders Lob.

Das generische Maskulinum ist nicht so „böse“, wie man*frau es lange dachte 

Zu dem in Misskredit geratenen generischen Maskulinum gibt es recht frische Studien, die zeigen, dass es Frauen bei Weitem nicht so stark ausschließt wie bislang angenommen:

Studien aus denNiederlanden und Deutschland veranschaulichen mit der Eye-Tracking-Methode, dass das lesende Auge NICHT zurückspringt, wenn zuerst das generische Maskulinum und danach eine feminine Nennung folgt:

„Die Wissenschaftler betraten den Konferenzraum, und Marie Schmid begann zu sprechen.“ 

„Moment, da stimmt doch was nicht! Wieso ist jetzt die Rede von Marie, wo doch erst nur Männer genannt wurden?“ Würde ein Leser so denken, hätte das Eye Tracking das aufgezeichnet: Die Augen wären unmittelbar, nachdem sie „Marie Schmidt“ gelesen haben, zurück zum Satzanfang gesprungen. Das ist aber nicht passiert.

Hätte man hingegen mich an die Eye-Tracking-Maschine angeschlossen, als ich oben erwähntes „Design ist mehr“ lesen wollte, wäre das Ding mit hundertprozentiger Sicherheit explodiert.

Die Studie zeigt: Es ist in der Regel unnötig, die feminine Form extra zu betonen: „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betraten den Konferenzraum, und Marie Schmid begann zu sprechen“ wird damit ebenso unnötig wie „Die Wissenschaftler*innen betraten den Konferenzraum, und Marie Schmid begann zu sprechen“. Man kann sich sämtliche modernen Gender-Schreibweisen sparen.

Ausnahmen possible!

Mehr Bedarf für die Beidnennung könnte jedoch nötig sein, sobald man von etwa von „Astronauten auf der IS“ spricht. Bei solchen Berufen, die bislang überwiegend männlich konnotiert sind, weil nunmal überwiegend Männer den Beruf ausüben, könnte es durchaus hilfreich sein, auf die Frauen extra hinzuweisen. Aber versteht ein Mädchen wirklich erst dann, dass auch ein Mädchen Astronautin werden kann, weil der Sachverhalt als„Astronaut*in“ angepriesen wird? Oder wären da doch Bilder und Videos stärker, in denen sie eine Astronautin sieht? Oder weil sogar die eigene Mama Astronautin ist?

Es geht um Vorbilder! Um eine echte Erlebniswelt, und nicht um sprachliche Formen, schon gar nicht Kunstformen. Denn es geht ja noch deutlich komplizierter:

Was ist mit d’ Nonbinären, d’ Hebamm werden möchten? 

Sprache formt das Sein! Oder nicht, oder doch?

Dass Sprache Wahrnehmung fördere, ist auch ein, wenn nicht sogar das Argument für gegenderte Sprache. Das meint zumindest die feministische Sprachforschung.

Nun gibt es in diesem Bereich aber auch andere Wissenschaftler, die in der Diskussion gerne unter den Tisch fallen gelassen werden, weil sie nicht gefallen. Etwa Fabian Payr, Germanistiker, Romanistiker und Autor des empfehelnswerten Buches „Von Menschen und Mensch*innen“:

„Das Sein formt die Sprache. Umkehren lässt sich diese Kausalkette nicht. Andernfalls begint man sich in Gebiete der spekulativen Philosophie.“ 

Sprachräume wie Türkei und Ungarn zeigen auf, das die Fraktion „Sprache schafft Wirklichkeit“ mit einem Schlag verstummen lassen dürfte: In diesen beiden Ländern kennt die Sprache gar kein Geschlecht! Der Alltag und das Leben in diesen beiden Ländern, und auch ihre Historie, müsste demnach ein frauenfreundliches Paradies sein.

Will hier irgendjemand die Realität leugnen?

Wieso also mühen wir uns also so mit vermeintlich gendergerechten Schreibweisen oder der Unsichtbarmachung jeglichen Geschlechts ab, wo es offensichtlich keinen Einfluss auf die Lebenswirklichkeit hat? 

Und: Ist die deutsche Sprache überhaupt so „männlich“?

„Die Deutsche Sprache ist voller Männer!“

Das Deutsche ist voller „-er“! Kommt gerne als Argument.

Nur steht dieses Suffix – diese Endung – nicht zwingend für das männliche Geschlecht: So haben wir in unserer Sprache auch ganz viele Gegenstände, die auf „-er“ enden. Man denke nur an den Tennisschläger, den Kopfhörer, den Drucker. Hat da irgendwer ernsthaft an „maskulin“ gedacht?

Ebenso ungeschlechtlich sind Nomina Agentis, also Begriffe, die zum Ausdruck bringen, dass hier jemand etwas macht. Am Beispiel „lehren“ zeigt es sich: Im lehr“ steckt die Essenz, der Sachverhalt, der Tatbestand, der Inhalt. Das Verb ist „lehren“, „die Lehre“ zeigt, dass es gemacht wird; jemand kann „gelehrt“ sein – und wer es macht, ist eben „Lehrer“. Unabhängig vom Geschlecht. Es spielt da eben keine Rolle!

Was dem Verb sein „-en“, ist dem Nomina Agentis also sein „-er“. Ich kenne die Argumentation aus der feministischen Ecke, dass das böse Suffix „-er“ eine reine Erfindung der Männer sein soll. Aber: Sprache hat keiner explizit erfunden, die hat sich entwickelt. Vielleicht sogar nur aus Versehen!

Und nein, auch ein „der/die/das“ zeigt nicht, wie „mächtig und deswegen männlich“ etwas ist. Mit oben kurz erwähntem Mann, der mich damals Richtung Feminismus hat abschweifen lassen, hatte ich eine leidige Diskussion: Er meinte heißblütig, warum es „der Tiger und nicht die Tiger, aber die Gazelle und nicht der Gazelle“ heißt. Als wäre das stärkere Viech grundsätzlich ein „er“ und das Opfer eine „sie“. Ich starrte ihn nur irritiert an und überlegte mir, ob er mich eben „schwach“ bezeichnet hatte. Aber das konnte doch nicht sein, wo er ja ein expliziter Feminist war …?!

Soll sich früher allen Ernstes ein Haufen von blutrünstigen, patriarchalischen, hochgradig toxischen Arschloch-Männern rund um einen Stammtisch hingesetzt haben um festzulegen, wie man zum d’Tiger sagen soll?

Und da haben wir es endlich, das Stichwort: Das Patriarchat. Stellvertretend für all die bösen Männer; denn „männlich“ muss ja automatisch „böse“ sein. „Männlich“ wird heute so häufig mit „toxisch“ in einem Atemzug genannt – und „maskulin“? Das ist ja gleich nochmal schlimmer!

Das voll funktionsfähige generische Maskulinum krankt vor allem an seinem Namen

„Generisches Maskulinum“ ist auch für mein Empfinden ein unglücklicher Name. Nicht, weil ich etwas gegen das Maskuline habe. Ganz im Gegenteil! Aber „Generisches Maskulinum“ ist so ein unlogischer Name und losgelöst von seinem Inhalt. Generisch ist es, klar, aber maskulin?

Es geht doch vor allem darum, dass diese Wortform ausdrückt, dass etwas substantiviert wurde. Das Ding müsste also mindestens „generisches Substantivum“ heißen!

Ich gehe noch einen Schritt weiter und schlage vor: „inklusives Substantivum“! Damit auch jedem klar ist, dass es absolut alle Menschen inkludiert.

Wir brauchen eine Sprache, die für alle funktioniert

Es gibt eine Sparte im Feminismus, die sich intersektionaler Feminismus nennt und um alle Menschen kümmern will, die (potenziell) diskriminiert sind: Eben die Frauen, alle sexuell-irgendwie-anders Orientierten, Farbige, Menschen mit Behinderung, psychisch Auffällige, Alte, Kranke … eben absolut alle. Und im intersektionalen Feminismus gendert man gerne. Nur zu gerne.

Nur leider schließt man mit den Gender-Formen nun ausgerechnet die Benachteiligten wiederum aus: Denn die künstlichen Sprachformen mit all den Sternchen, Doppelpunkten und anderen tyographischen Behelfsmitteln funktionieren nicht oder nur schwer für folgende Menschen:

  • die Deutsch gerade neu lernen,
  • mit Leseschwäche,
  • die eine geistige Behinderung haben …
  • … oder eine Sehschwäche (der Screen-Reader liest das Sternchen immer mit vor – für solche Fälle empfiehlt sich der Doppelpunkt, der als kleine Pause ausgegeben wird)
  • und nicht zuletzt 2/3 der Deutschen, die sich gegen gegenderte Sprache aussprechen.

Watt willste dazu noch lange sagen …

Die Mehrheit ist ohnehin dagegen

Nun muss man sich bestimmt nicht der Mehrheit beugen, wenn man selbst andere Wertvorstellungen hat. Jeder kann, darf und soll machen, wie es innerhalb seines Wertesystems stimmig ist – solange er anderen damit nicht schadet.

Und das ist eben das Problemt: Gendern schadet mehr, als dass es hilft. Gendern spaltet und differenziert. Befürworter meinen: „Wer es macht, ist ein:e Gut:er!“ Diese überaus Gutmeinenden bewegen sich in kleinen Kreisen. Denn wo ist es denn auch gewachsen, das Gendern? Im akademischen Umfeld.

Muss man eine akademische Sprache und Wertekodex über die komplette restliche Gesellschaft stülpen? Kann man das? Wenn man die hitzigen Diskussionen so sieht ,wohl kaum.

Ich bitte einfach alle Feminist*innen und Befürworter*innen der Gender-Sprache, sich wenigstens kurz zu überlegen, ob Gendern nicht doch ein elitäres Geschmäckle haben könnte – und was Gender-Deutsch effektiv bewirken kann. Dazu sieht man sich am besten neuste Studien an. Neueste Studien! Bewegt euch aus den festbekannten Strukturen heraus, das verlangt ihr von den Menschen, die nicht gendern wollen, doch auch!

Sprache als verbindendes Element

Mir ist Sprache als Sprache wichtig. Dazu gehört, dass sie funktioniert. Dafür muss sie klar, unmissverständlich und eindeutig sein. Ebensoviel liegt mir an Sprache als Kunst- und Ausdrucksform, an ihrer Eleganz, Schönheit und purer Ausdruckskraft. Um nicht zu sagen: ihre Lebendigkeit. Und last but not least: Sprache dient in erster Linie zur Verbindung.

Gendern beraubt Sprache ihrer eigentlichen Funktion. Gendern pervertiert und zerstört, was ursprünglich Menschen miteinander verbunden hat.

Achte auf den Inhalt deine Worte, deinen Ton, den Kontext. Damit bewirst du wesentlich mehr, als wenn du zwischendrin Sternchen oder Doppelpunkte einbaust.

Sprache im Wandel

Ich hätte zu gerne zugesehen, wie sich die deutsche Sprache natürlich wandelt. Zu hören ist es ja schon. Neulich in der Tram: „Gehma Kino?“ Vielleicht sterben die Artikel einfach von selbst aus. Und damit das vermeintlich Männliche und Weibliche in der Sprache.

Ließe man die Sprache einfach machen, würde der Trend zur Vereinfachung gehen. Das liegt in der Natur an sich, das Unnützes wegfällt.

Vielleicht würden wir dann eines Tages reden wie Halle Berry und Tom Hanks als Menschen der Zukunft in Cloud Atlas, mit ihrer Mischung aus Denglisch, Babysprache und Yoda-Grammatik. Viel zu lernen wir noch haben! Aber lasst uns deswegen nicht mit Absicht verhunzen, was wir gelernt haben, das zuverlässig funktioniert und wunderschön und kraftvoll ist, so wie es ist.

Sprache ist zu wichtig und zu wertvoll als verbindendes Element: Wir brauchen sie in ihrer vollen Kraft und Funktionsfähigkeit. Deswegen sehe ich Gendern tatsächlich als einen Akt, der Menschen verachtet, der uns spaltet und trennt, wo wir doch einfach miteinander reden sollten.

Am Ende geht es doch um den Menschen

Es gibt es ja noch mehr Schreibformen, wie man gendern kann: Nun kümmert sich nicht mehr „ein*e Sachbearbeiter*in“ um meinen Fall, sondern „jemand aus der Sachbearbeitung“.

Kann man schon machen, klingt aber nach Beamtendeutsch. Die neutrale Nennung erreicht nur, dass der Mensch komplett aus der Sprache verschwindet. Was für ein Unfug!

Ich will das nicht. Sprache ist für den Menschen da und nicht gegen ihn. Sprache ist das wichtigste verbindende Element. Sie bringt uns zusammen. Gegenderte Sprache trennt ganz bewusst, und das fatalerweise, indem sie vorgibt, etwas ja ach sooooooo richtig machen zu wollen. Es ist schon glatt eine luziferische Verkehrung.

Wer Sprache als Zurschaustellung seiner vermeintlichen politischen Korrektheit verwendet, missbraucht sie. Ein paar wenige Menschen wird er weiterhin erreichen, aber längst nicht mehr alle.

Ist das seine Absicht?


Quellen und Weiteres:

„Von Menschen und. Mensch*innen“, Fabian Payr
In diesem Buch gibt es massenhaft Quellen zu Studien und Fachartikeln.

Einen Link zu einer ebenso umfangreichen Quellenangabe findest du in dem oben verlinkten YouTube-Video von Constantin van Lijnden.

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