Wenn du eine Texterin suchst, die das ganze vier Jahre lang studiert und einen Master hat, bist du hier falsch. Denn ich habe nicht den Hauch einer Ausbildung! Ich habe Schreiben nie gelernt, abgesehen vom klassischen Buchstabenmalen in der Grundschule Und darin war ich nicht mal sonderlich gut. Was mich mein Leben lang aber umtreibt, ist meine Liebe zur Sprache.
Was furchtbar floskelhaft klingt, schreit förmlich nach Details!
Hier kommen sie, autobiographisch sortiert.
Sprachlos startet es
Kurz: Dass ich mit Sprache umgehen kann und eine unfassbare Freude mit ihr habe, war einfach schon immer so. Studiert habe ich etwas in diese aber nicht, sondern lieber das praktische Konglomerat Kommunikationsdesign. Heute hingegen überlebe ich mir ernsthaft, Sprache noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu erforschen …
Lang: Alles? Nachfolgend!
Als Kind
Mit etwa fünf habe ich das erste Mal die erschreckende Kraft der Sprache erlebt – und sie aus Versehen selbst praktiziert. Ich habe damit niemanden geringeren als ausgerechnet meine Lieblingstante traumatisiert.
Es muss also ungefähr 1985 gewesen sein, als sie eines Tages traurig meinte: „Ich bin ja sooo dick!“ Den hanebüchenen Unsinn wollte ich ihr vor Augen führen, zugegeben etwas ungeschickt oder einfach tief skorpionisch: „Nein, du bist nicht dick. – Kunstpause – Du bist fett!“ Erschreckt sah sie mich an. Ihren Gesichtausdruck kann ich bis heute nicht vergessen. Sie verschwand samt ihrer zierlichen Figur schnell Richtung Bad. Vielleicht weinen. Oder auf die Waage?
Dass hier einem kleinen blonden, pausbäckigen Engelchen lediglich die Lust auf Wortspiele durchging und es provozieren wollte, kam vermutlich höchst unerwartet. Soweit ich weiß, verwenden Kinder erst ab einem gewissen Alter Zynismus und Ironie; ich dürfte damals deutlich darunter gelegen haben.
Hatte ich mir das einfach irgendwo abgeschaut?
In der Schule
Als kleines Kind konnte ich es kaum erwarten, endlich lesen zu lernen. Angeblich konnte ich es vorher, aber es war ja irgendwie klar, dass das Schild am Parkplatz „Parkplatz“ heißen müsste.
Sobald ich offiziell lesen konnte, räumte ich die Bücherei vom Nachbarsdorf leer. Meine Götter hießen ab sofort Michael Ende, Astrid Lindgren, Ottfried Preußler und Christine Nöstlinger.
Ich schrieb auch selber gerne – kleine Gedichte, Schulaufsätze, solche Dinge.
Dann reisen wir nach China
zusammen mit Regina!
Vielleicht wäre sogar an mir eine Übersetzerin verloren gegangen, aber bin von jeher an Fremdsprachen katastrophal desinteressiert. Außer bei den Ausgestorbenen: Als ich in Latein „animus habitat“ übersetzen sollte und ohne groß zu überlegen „ein Geist haust“ daraus machte, staunte mein Stiefvater nicht schlecht: Im Wörterbuch heißt „habitare“ ja nur wohnen, leben. Aber ein Gespenst wohnt ja wohl nicht, und lebt schon gar nicht! 😤 Damals schon war quertexten meine verdammte Pflicht!
Im Studium
Studiert habe ich Kommunikationsdesign (KD) in Augsburg, wo dankenswerterweise alles Kreative auf einmal enthalten war. Studieren wollte ich halt was Handfestes. Niiiiicht Germanistik auf Magister! „Da endet man nur als Taxifahrer!“, schallte mir sofort entgegen, wenn ich wagte, das als Studienwunsch zu äußern. Das hätte mich mangels Führerschein schnurstracks in die Arbeitslosigkeit geführt! Zum Glück sagt aber sogar Günter Grass:
„Wer schreiben will, soll auf gar keinen Fall Germanistik studieren! Der soll erst einmal leben.“
Ich war eine der Wenigen, wenn nicht sogar die Einzige, die im KD-Studium mit dem größten Vergnügen Text-Bild-Scheren erfunden hat: Absurde Text-Bild-Kombis, die lustig sind, weil sie sich beißen. Quasi Quertexten per excellence!
Altkanzler Schröder musste daran glauben: Mit seinem offensichtlich, aber angeblich nie gefärbten Konterfei gestaltete ich Werbungen für Colorationen von Wella: „So natürlich, dass es niemand merkt!“
Direkt auf meiner Diplomausstellung hätte mich eine Headhunterin abgeworben mit den Worten „Könnten Sie sich vorstellen, nur zu texten?“ Was ich im jugendlichen Stolz ad hoc verneinte. Ich wollte alles machen! Dass die Unbekannte von einer der größten Agenturen in Süddeutschland war, realisierte ich erst Jahre später: Heute ist Plan.net auf Platz 1 in Deutschland.
In der Arbeit
In meiner letzten Festanstellung bei der Augsburger Agentur elfgenpick wurde ich, obwohl ich mich schlicht als Designerin beworben hatte, schnell auch als Texterin eingesetzt. Beim Einstellungsgespräch hieß es schon, mein „lebendiger Strich und Sprache“ würden Laune machen. Entlassen wurde ich mit den Worten, es „auch auf jedem Fall auch mit dem Schreiben zu versuchen“.
Ich habe Jahr für Jahr 52-seitige Kalender durchkonzeptioniert und -getextet, für Newsletter geschrieben und immer wieder Produkt- und Firmennamen erfunden. Hätte ein Tag 48 Stunden, hätte ich am vermutlich auch für die Magazine geschrieben, die ich ständig zum Layouten vor der Nase hatte. Zumindest konnte ich mich mit den Kunden darauf einigen, Tippfehler im Manuskript, so ich sie entdeckte, eigenständig korrigieren zu dürfen. Das hätte ich sonst nie mit gutem Gewissen präsentieren können!
In Blogs
2015 habe ich wegen kreativer Unauslastung begonnen, neben der Vollzeit-Anstellung als Art Director zu bloggen.
Ich schrieb auf meinem Augsburger Lifestyleblog Auxkvisit und, wie es sich für Herzblut-Blogger gehört, später auch auf Spiritualboheme. Bloggen ist eine Sucht! Mittlerweile entsteht auch noch IN OMIA LUX.
Auch das dafür notwendige SEO, die Suchmaschinenoptimierung, habe ich mir autodidaktisch beigebracht. Schnell kam auxkvisit.de in seiner Hoch-Zeit bei jedweder Suchanfrage nach „Blog Augsburg“ zuverlässig in den Top 3 auf Google.
Das alles habe ich rein als Hobby gemacht und keinen Cent damit verdient. „Wie kann man nur?!“, meinte im März 2025 eine Frau in der Agentur für Arbeit entsetzt, als ich mich nach meiner Auszeit zurückmeldete und sie all meine Fähigkeiten erfasste. Sie änderte mein „Hobby“ schnell in „Ehrenamtliche Tätigkeit“.
Einmal ist es dann doch passiert!
Im November 2013 hab ich an einem Texter-Workshop teilgenommen: Von der Arbeit aus durften wir als Fortbildungsmaßnahme teilnehmen, worauf ich mich sowas von freute. Endlich richtig texten lernen! Von einem Profi! Leider stellte sich der Kurs als obsolet heraus.
Schon in den ersten Minuten hörte ich meine eigenen Texte als „Beispiel, wie man es richtig macht“! 😱 Wir hatten vorab Texte einreichen müssen, damit der Dozent wusste, wo er unsere Fähigkeiten einstufen konnte.
Eine Kollegin behauptete zudem am Montag felsenfest, dass eine meiner Headline-Ideen vom Workshop schnurstracks Richtung Freitag-Abend-Wochenshow gewandert sei. Unser Dozent hatte laut Eigenaussage Kontakte in deren Redaktion. Zu den damaligen Koalitionsverhandlungen hätte man aber echt auch nichts anderes sagen können als: „Das Zirpen der Grillen!“
Sprache ist für mich wortwörtlich wesentlich!
Frag mich bitte also nicht, warum und woher ich texten kann. Ich lieb’s einfach und tu es gerne.
Ich beschäftige mich aktiv und passiv Sprache, lese das Grimmsche Wörterbuch oder im DWDS, dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, einfach so zum Spaß. In Kassel hätte ich fast vor Glück geheult, als erst ich der Grimmwelt sah, dass der Großteil der Ausstellung aus dem Wörterbuch der Gebrüder besteht. An diesem Abend war ich die letzte Besucherin, die aus dem Museum ging.
Just vorgestern habe ich zum ersten Mal von etwas gehört, das ich weiter erforschen möchte: Die Sprachgestaltung. Ein Teilbereich der Anthroposophie, der davon ausgeht: Sprache ist ein lebendiges Wesen! Das könnte auch erklären, warum mir auch das Gendern solche physischen Schmerzen macht. Huuuh, ist so eine Aussage schon wieder zu quergetextet?
Egal! Ich forsche … und bleibe dran.