Ich will ehrlich mit dir sein: Eine offizielle Texter-Ausbildung kann ich nicht vorweisen. Dafür aber eine Wagenladung angeborene Liebe zur Sprache!
Studiert habe ich Kommunikationsdesign, wo Text als ein Teil von vielen enthalten war, und das auch nur fragmentarisch. Lernen musste ich da nichts, sondern ich habe einfach gleich direkt angewandt.
Ist das dieses angeborene Talent, von dem einige sprechen?
Die schreibt einfach schon immer!
Als kleines Kind konnte ich es kaum erwarten, endlich lesen zu können. Sobald es ging, räumte ich die Bücherei vom Nachbarsdorf leer und verehrte Michael Ende, Astrid Lindgren und Christine Nöstlinger.
Meine Liebe zur Sprache war ab der ersten Klasse nicht nur auf Bücher und den Deutschunterricht beschränkt: Auch in Latein ließ ich nicht locker, dass auch da meine Übersetzungen schön waren. Als ich „animus habitat“ in „ein Geist haust“ übersetze, staunte mein Stiefvater (ebenfalls totaler Latein-Fanatiker) nicht schlecht: Offiziell heißt „habitare“ ja nur wohnen, leben. Aber ein Gespenst wohnt ja wohl nicht!! Leider gab es keine Noten für die Kür …
Studium: Brostlose Germanistik oder cooles Kommunikationsdesign? Schwere Wahl …

Trotz meiner abnormen Liebe zur deutschen Sprache wollte ich pragmatisches Ding lieber etwas Handfestes studieren und nicht einfach Germanistik auf Magister. Denn gerüchtehalber endete man danach zwangsläufig als Taxifahrer. Die Alternative, Parapsychologie in Freiburg, getraute ich mich erst recht nicht, weil ich nicht als totale Schrulle dastehen wollte. Mein Image war mir leider lange wichtiger als das, wofür mein Herz wirklich schlägt.
Also studierte ich Kommunikationsdesign – denn das enthielt immerhin auch all das, was mich interessierte: Design natürlich, all das Schöne mit Grafik und Typographie (alles mit Schriften), Video, Photographie, Zeichnen, und und und. Ich wollte niemals spezialisieren, weil ich alles mitnehmen wollte, was nur ging! Wobei ich aus dem Rückspiegel betrachtet ausgerechnet die staubtrockene Kommunikationstheorie mit am liebsten mochte. Ich habe es sehr bedauert, dass die einzige Hausarbeit im Studium die Diplomarbeit war – alles andere waren immer praktische, gestalterische Aufgaben. Schon auch schön, aber wo war das studientypische sich in die Bücher vergraben, denken, extrahieren, nochmal denken, synthetisieren, in eigenen Worten zusammenfassen, zusammenschreiben?
Direkt bei meiner Diplomausstellung hätte mich eine Frau abgeworben mit den Worten „Könnten Sie sich vorstellen, nur zu texten?“ Was ich im jugendlichen Stolz prompt verneinte. Dass die Unbekannte von einer der größten Agenturen in Süddeutschland war, kapierte ich erst Jahre später. Heute ist Plan.net sogar auf Platz 1 in Deutschland.
Schnell als Texterin eingesetzt
In meiner Festanstellung bei elfgenpick in Augsburg bis 2024 wurde ich, obwohl ich mich nur als Designerin beworben hatte, schnell auch als Texterin eingesetzt: Ich habe Jahr für Jahr 52-seitige Kalenderbücher durchkonzeptioniert und -getextet, für Newsletter geschrieben und immer wieder Produkt- und Firmennamen erfunden.
Hätte ein Tag 48 Stunden, hätte ich am vermutlich auch für die Magazine geschrieben, die ich ständig zum Layouten vor der Nase hatte.

Bloggerin seit 2015
Weil ich neben meiner hauptberuflichen Arbeit immer noch Kreativität im Übermaß übrig hatte, habe ich 2015 damit angefangen, neben der Arbeit zu bloggen und schrieb auf meinem Augsburger Lifestyleblog Auxkvisit.
Auch SEO habe ich mir dafür komplett autodidaktisch beigebracht und schnell geschafft, in den besten Zeiten von Auxkvisit unter „Blog Augsburg“ permanent mindestens der Top 3 auf Google zu ranken. (Daran arbeite ich derzeit wieder massiv!) ッ
Das alles habe ich übrigens rein als Hobby gemacht und keinen Cent damit verdient. Ich wollte nicht auch noch in meiner Freizeit meine Seele für Werbung verkaufen 🙃
Texter-Ausbildung? Obsolet …
Nur einmal hab ich an einem Texter-Workshop teilgenommen, was sich aber schnell als relativ unnötig herausstellte: Schon in den ersten Minuten hörte ich meine eigenen Texte als „Beispiel, wie man es richtig macht“! Unsere Texte hatten wir vorab eingereichen müssen, damit der Dozent wusste, wo er unsere Fähigkeiten einstufen konnte. Gelernt habe ich in den Tagen nicht so viel, außer, dass derjenige, der die besten Tipps zum guten Schreiben nennt, Wolf Schneider heißt. Intuitiv habe ich mich die längste Zeit schon an seinen Regeln orientiert.
Also frag mich bitte nicht, warum und woher ich texten kann. Ich lieb es einfach!
Und ich freu mich schon, wenn ich für auch dich schreiben darf.

4 Kommentare
Liebe Miriam,
sehr cool, mir geht’s ähnlich!
Ich hab allerdings tatsächlich erstmal Anglistik und Germanistik studiert, später PR und Öffentlichkeitsarbeit.
Aber das meiste übers Texten habe ich als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Theater gelernt! Da stand das Schreiben im Mittelpunkt – Pressetexte, aber auch Werbetexte und alles mögliche, eine Zeitlang sogar eine Kolumne im Monatsspielplan. Und ich liebs einfach!
Liebe Grüße
Birgit
Liebe Birgit,
gerade Öffentlichkeitsarbeit und Werbung finde ich beim Schreiben gut, weil man dabei lernt, kurz, knackig und emotional zu texten. So, wie es Wolf Schneider verlangt ッ
Wenn ich denke, wie ich zu Abi-Zeiten geschrieben habe … furchtbar! Alles klug und richtig, aber teilweise echt furchtbar zu lesen …
Wie war das denn bei Dir? Könnte mir vorstellen, dass das richtige akademische Umfeld da einen auch entsprechend prägt und man das erst mal wieder loswerden muss.
Theater stelle ich mir auch wunderschön zum Dafür-texten vor – das kenne ich nur aus Design-Sicht. Kann man Deine Kolumnen noch irgendwo lesen?
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
Was für ein schöner persönlicher Einblick! Danke dafür 🥰
An deinem Schreibstil erkennt man definitiv, dass du das Schreiben lebst.
Mir geht es ähnlich wie dir, ich schreibe auch für mein Leben gern, bin ein Bücherwurm seit ich lesen kann und liebte Latein in der Schule 😅. Trotzdem studiere ich Mediendesign im Fernstudium, aus ähnlichen Gründen wie deinen.
Herzliche Grüße, Lena
Liebe Lena,
jaja, die lieben Designer ッ
Als ich mich vor einiger Zeit auf LinkedIn mit „Eigentlich schreibe ich mindestens genau so gern“ geoutet habe, meinte ein ehemaliger Prof von mir: Von 12 Absolventen machen heute 11 etwas anderes. 😮
Das Design-Denken befähigt einen zum Glück ja zu so viel mehr, weil wir dabei schon früh lernen, kreativ und konstruktiv an Probleme heranzugehen. Und wenn man dabei auch noch lernt, wie man selbst später für sich das ganze Design machen kann, sei es für den Designer-Auftritt oder weil man als Autor eine Website und Social Media braucht, ist es ja auch nur von Vorteil! Der Berufsverband der Kommunikationsdesigner tut auch schon viel, um Kreative/Designer sichtbarer für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu machen. Eigentlich müssten jetzt in Führungsrollen auch viel häufiger Designer sitzen, damit sie die aktuellen Umwälzungen aktiv-produktiv mitgestalten.
Von daher: Alles richtig gemacht mit unserer Studienwahl!
Wenn mich nicht alles irrt, hat sogar Günter Grass gesagt: Wenn Du Schriftsteller werden willst, studier um Himmels Willen nicht Germanistik – sondern arbeite lieber erst einmal in einer Bar, um die Menschen beobachten zu können.
Liebe Grüße
Miriam